Die hohe tibiale Umstellungsosteotomie (HTO), auch proximale Tibiakorrekturosteotomie genannt, bezeichnet einen operativen Eingriff zur Korrektur einer Beinfehlstellung im Bereich des Schienbeins (Tibia). Ihr Einsatz erfolgt in der Regel bei Patienten, die an einer Varus-Kniefehlstellung (O-Bein-Stellung) leiden, mit dem Ziel, die Belastung vom medialen (inneren) Kniekompartiment auf das laterale (äußere) Kompartiment zu verlagern. Das Ziel der HTO besteht darin, Schmerzen zu lindern, die Progression einer einseitigen Kniearthrose zu verlangsamen und den Einsatz einer Knieprothese hinauszuzögern. Diese Methode findet insbesondere bei jüngeren und aktiveren Patienten Anwendung, bei denen eine gelenkerhaltende Therapie als probates Mittel erachtet wird.
Im Vorfeld einer HTO wird eine umfassende präoperative Diagnostik durchgeführt. Neben der Anamnese und klinischen Untersuchung werden Ganzbein-Röntgenaufnahmen im Stehen angefertigt, um die Beinachse exakt zu bestimmen. Zudem wird eine Magnetresonanztomographie durchgeführt, um den Zustand des Knorpels und der Menisken zu beurteilen und Begleitpathologien auszuschließen. Eine computergestützte Planung hilft, die optimalen Korrekturwinkel und Achsverlagerungen zu ermitteln.
Die HTO wird in der Regel als mediale Öffnungsosteotomie (Open-Wedge-Technik) durchgeführt. Im Rahmen dieses Verfahrens erfolgt eine gezielte Durchtrennung des Knochens auf der Innenseite des Schienbeins knapp unter dem Kniegelenksspalt, mit dem Ziel, die Beinachse zu korrigieren. Mittels einer keilförmigen Öffnung im medialen Bereich wird die angestrebte Stellung erreicht. Die resultierende Öffnung wird im Anschluss mittels einer Reintitanplatte, dem sogenannten Tomofix-Plattenfixateur, und Schrauben stabilisiert. Die knöcherne Heilung erfolgt in der Regel innerhalb eines Zeitraums von 6 bis 12 Wochen.
(Bild: Depuy Synthes)
In seltenen Fällen kann auch eine laterale Schließungsosteotomie (Closed-Wedge-Technik) zum Einsatz kommen. Hierbei wird ein Knochenkeil entfernt, um die Achse zu korrigieren.
Im Anschluss an den operativen Eingriff wird ein strukturierter Rehabilitationsplan eingeleitet. In den ersten Wochen wird das Kniegelenk nur teilweise belastet, um den Heilungsprozess zu fördern. Im Anschluss erfolgt ein gezielter Aufbau von Beweglichkeit und Muskelkraft durch Physiotherapie. Nach einer dreimonatigen Phase der Regeneration und Rehabilitation ist die Wiederaufnahme sportlicher Aktivitäten in der Regel möglich.
Die HTO stellt somit eine gelenkerhaltende Alternative zu Teilprothesen dar und kann die Funktion des Kniegelenks über viele Jahre erhalten. Sie findet Anwendung bei Patienten, die an einseitiger Arthrose leiden und deren laterales Kompartiment intakt ist.
Innerhalb eines Jahres wächst der Knochen wieder zusammen und die Platte kann – muss aber nicht – mit einer kleinen OP entfernt werden.
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