Unsere Schulter ist das Gelenk mit dem größten Bewegungsumfang unseres Körpers. Die Beweglichkeit wird ermöglicht, indem die knöcherne Führung sehr gering ist und die Stabilität von der Gelenkapsel, verschiedenen Bändern und – ganz wichtig – den Muskeln der sogenannten Rotatorenmanschette abhängt. Die Muskeln der Rotatorenmanschette, die unter dem großen Schulterkappenmuskel (M. deltoideus) liegen heißen Supraspinatus, Infraspinatus, Subscapularis und Teres minor. Die Muskeln sorgen wie die Zügel an einer Kutsche für die Innen- und Außenrotation in der Schulter sowie die Abspreizung des Arms. Manchmal wird auch die lange Bizepssehne noch zu der Rotatorenmanschette gezählt. Sie hat im Gegensatz zur kurzen Bizepssehne keine wesentliche Funktion mehr in unserer Schulter und läuft quer durch das Gelenk zum Muskelbauch am Oberarm.
Aufgrund der Tatsache, dass wir im Laufe unserer Entwicklung vom Vierfüßlergang zur aufrechten Gangart gewechselt sind, kommt es zu etwas ungünstigen Verhältnissen in der Schulter. Die Sehnen altern mit der Zeit und werden spröde. Langjährige schwere körperliche Arbeit oder Sport, der die Schulter stark belastet, kann diesen Prozess beschleunigen. Rupturen aufgrund von Unfälle sind sehr selten, meisten handelt es sich hier um Hochrasanztraumen wie z.B. Autounfälle.
Werden die Sehnen spröde, können sie etwas aufquellen. Der Platz unter dem Schulterdach (Akromion) wird etwas zu eng und es kommt zu einem sogenannten Engpassyndrom (Impingementsyndrom). Meistens klagen die Patienten über flächige Schmerzen, vor allem bei Bewegungen über den Kopf und komplexe Drehbewegungen wie in den Mantelärmel schlüpfen oder den Sicherheitsgurt im Auto anlegen. Die Schmerzen rühren dabei von der Gleitschicht zwischen den Sehnen und den Knochen an der Schulter, den Schleimbeuteln: es kommt zu einer sogenannten Bursitis subakromialis oder subdeltoidea. Auch die lange Bizepssehne kann Ärger machen: wenn die Sehne aus ihrer Umlenkung in der Schulter springt, dem sogenannten Pulley, kommt es zu Schmerzen im Vorderbereich der Schulter, die meistens in den Bizepsmuskel strahlen. Im schlimmsten Fall reißt die Sehne auch spontan und der Muskelbauch verlagert sich in Richtung Ellbogen. Das sieht merkwürdig aus, ist aber nicht schlimm: wie oben erwähnt, hat die lange Bizepssehne praktisch keine Funktion mehr in ihrem Gelenk.
Grundsätzlich kann bei einem kurzen Verlauf der Beschwerden zunächst eine konservative Therapie mit Schmerzmittel und Krankengymnastik begonnen werden. Dabei werden insbesondere Muskeln trainiert, die die Führung der Schulter verbessern und durch Zug den Raum zwischen dem Oberarmkopf und dem Schulterdach erweitern.
Sollten die Beschwerden nicht vergehen, sollte die Untersuchung ausgeweitet werden: Ein Röntgenbild kann eine Kalkschulter (Tendinitis calcarea) oder Arthrose (Schulterarthrose = Omarthrose) sichern, Ultraschalluntersuchungen einen ersten Anhalt für eine Schädigung der Sehnen und Bänder geben. Der Goldstandard in der Bildgebung ist allerdings die Magnetresonanztomographie (=Kernspintomographie=MRT). Mit dem MRT lässt sich das Ausmaß einer Rotatorenmanschettenruptur sehr genau diagnostizieren.
Die meisten Abrisse der Sehnen der Rotatorenmanschette lassen sich gut minimalinvasiv im Rahmen einer Gelenkspiegelung (=Arthroskopie) versorgen. Dabei werden Schrauben (sogenannte Fadenanker), die sich mit der Zeit in Knochen umwandeln, in den Ansatzbereich der Sehnen geschraubt. Mit kräftigen Fäden, die aus den Ankern kommen, werden die gerissenen Sehnen angeschlungen und an den Knochen zurückgeführt, so dass sie dort wieder einwachsen können.
Für eine erfolgreiche Therapie braucht es zunächst etwas Schonung: Normalerweise darf die Schulter die ersten sechs Wochen nur zusammen mit einem Therapeuten oder in einem Schulterstuhl (einem Stuhl, der motorgetrieben den Arm bewegt) bewegt werden. Danach kann mit einer ambulanten oder stationären Rehabilitationsmaßnahme wieder die ursprüngliche Beweglichkeit und Kraft trainiert werden. Unser Sozialdienst hilft noch im Krankenhaus mit dem Antrag und Reservierung eines Reha-Platzes.
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